Kinopremiere „Aussterbende Art“ - Dokumentation zur kleinen Küstenfischerei
27. April 2022
Am 06.05.2022 um 19:00 Uhr lädt das Biosphärenreservat Südost-Rügen zu einer besonderen Kinopremiere in das Cliff Hotel Rügen ins Ostseebad Sellin ein. Der Autor Eugen Ruge, die Redakteurin und Protagonisten der rund 43-minütigen Dokumentation werden dabei anwesend sein.
Immer mehr Fischereibetriebe geraten in existenzielle Schwierigkeiten und müssen letztendlich aufgeben. In den Häfen, wo vor wenigen Jahren noch viele Fischer ihr Handwerk ausübten, gibt es heute nur noch wenige Kutter. Wie bedroht der Fischerberuf wirklich ist und wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte, zeigt der Schriftsteller Eugen Ruge in seiner Dokumentation "Aussterbende Art", die er im Rahmen des Mainzer Stadtschreiber Literaturpreises 2020/21 mit dem ZDF und 3sat produzierte.
Seit vielen Jahrzehnten ist die Familie des Schriftstellers Eugen Ruge auf der Insel Rügen verwurzelt, und seither gehört es für ihn zum Alltag, am kleinen Hafen von Gager im Osten der Insel, nahe bei seinem Sommerhäuschen frischen Fisch direkt von den Fischern zu kaufen. Aber diese schöne Tradition ist seit einigen Jahren bedroht, die Lebensgrundlage der Fischer schrumpft, weil der Fisch in der Ostsee weniger wird und weil überregional und international vereinbarte Fangquoten, die den Bestand sichern sollen, den Küstenfischern die Lebensgrundlage nehmen. Eugen Ruge fragt in seinem Film, der im Rahmen des Mainzer Stadtschreiber Literaturpreises zusammen mit dem ZDF entstand, wie es zu dieser Entwicklung kam und wie die Fischer und ihre Familien heute damit leben.
Die Welt der Küstenfischer kennt Ruge gut. Auf Rügen gab es einst Hunderte von ihnen. Gefischt wurde mit kleinen Kuttern und Stellnetzen nahe beim Land, nicht mit Schleppnetzen auf hoher See. Ihr Brotfisch war von jeher der Hering, den man früher auch mit Keschern oder Schaufeln „ernten“ konnte - von dem sie also Jahr für Jahr viele Tonnen an Land brachten und der ihnen etwa auch zu DDR-Zeiten gutes Geld einbrachte.
Das ist lange vorbei – und dem spürt Eugen Ruge in seinem Film nach, spricht mit Fischern, die ihrem Gewerbe treu geblieben sind, aber auch mit Menschen, die sich neu orientiert haben, weil die Quoten, die ihnen heute noch zugestanden werden, nicht zum Leben und nicht zum Sterben reichen. Sie haben die Veredlung von Fischen, etwa durch Räuchern aufgenommen, oder haben kleine Restaurants gegründet. Manche haben den Beruf ganz aufgegeben, haben eine Pension aufgemacht oder sind in den Fahrradhandel für die Touristen eingestiegen. Die Küstenfischerei, so scheint es derzeit vielen Betroffenen, ist ein Beruf ohne Zukunft - und daher wohl auch ohne Nachwuchs.
Eugen Ruge aber fragt auch: Musste das so kommen, muss das so sein? Und warum scheint das so unausweichlich. Er spricht mit Wissenschaftlern vom meeresökologischen Forschungsinstitut Thünen in Rostock über Ökologie und Klimawandel, über Naturschutz und über Robben und Kormorane als Nahrungskonkurrenten. Er fragt nach den Wanderungen der Fische und was diese für die Befischung der Bestände für Konsequenzen haben.
Er fragt auch in Straßburg beim Fischereiausschuss der EU nach der strukturellen Ungerechtigkeit der Fangquotenregelungen.
Nach und nach entsteht so ein ebenso stimmungsvolles wie informatives Bild von den Veränderungen eines Berufstandes, der mehr war und mehr sein sollte als nur ein Element von Folklore auf der Ostsee-Insel. Eugen Ruges Film erzählt leise melancholisch und ganz klar davon, wie die Küstenfischer vielen absehbaren Veränderungen unseres Zusammenlebens vielleicht nur einen Schritt vorangehen.
Die Teilnahme an der Kinovorführung ist kostenfrei.
Foto: Copyright: ZDF/Michael Schmitt, Der preisgekrönte Schriftsteller Eugen Ruge spricht für seinen Film mit den Küstenfischern, deren Leben sich seit längerem drastisch ändert.